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Er sucht ihn: Wo Single-Männer in München die Liebe finden

Bayern gilt zwar als konservativ. Die Landeshauptstadt München hat jedoch eine lebendige LGBTQ+-Szene. Das schwule Leben konzentriert sich rund um das Glockenbachviertel. Eine Vielzahl von Events, Bars und Locations laden zu Flirts und Partnersuche ein.

Nach Berlin und Hamburg ist die bayerische Landeshauptstadt München die drittgrößte Metropole Deutschlands. Sie gilt als sehr wohlhabend und beliebter IT- und Medienstandort, gleichzeitig aber auch als katholisch geprägt und konservativ. Das war jedoch nicht immer so. Im Gegenteil: Bayern zählte im frühen 19. Jahrhundert sogar zu den liberalsten deutschen Staaten. Nach seinem Regierungsantritt legalisierte König Maximilian I. Joseph einvernehmlich vorgenommene homosexuelle Kontakte. Wenn auch diese Phase der Liberalität endete, als das Deutschen Reich gegründet wurde, zog München eine Vielzahl schwuler Persönlichkeiten an – darunter etwa den Poetenkreis um Stefan George, den Schauspieler Walter Sedlmayer oder den Regisseur Rainer Werner Fassbinder. Und Ludwig II., dessen Homosexualität kein Geheimnis war, gilt vielen Bayern als Lieblingsmonarch.

 

Reizvolle, abwechslungsreiche Metropole im Voralpenland

Das einzigartige bayerische Flair und die fast schon italienische Lebensart machen München, obwohl nicht gerade ein günstiges Pflaster, zu einer der beliebtesten Städte des Landes. Kein Wunder, dass sich hier Komponisten und Schriftsteller wie Gustav Mahler und Richard Strauss, Thomas Mann und Rainer Maria Rilke gerne tummelten. Die Künstlergruppe des Blauen Reiters machte die Stadt zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts zudem zu einem Zentrum der Kunst der Moderne. Auch heute noch zieht München „Promis“ – und natürlich auch Normalsterbilche – an. Sie schätzen die idyllische Lage und Natur im Voralpenland, die jede Menge Möglichkeiten bietet, sich zu erholen oder sportlich zu betätigen. Und auch die lebendige Münchner LGBTQ+-Szene ist ein Plus- und Anziehungspunkt. So war München einer der ersten Veranstaltungsorte des Christopher Street Day. Der Straßenumzug auf dem Marienplatz findet bis heute regelmäßig und meist im Juli als einer der Höhepunkte der Pride Weeks statt.

 

Coole Events, heiße Flirts

Apropos Veranstaltungen: Der Münchner Event-Kalender ist voll mit Terminen, an denen man(n) sich auf Flirt- oder Partnersuche begeben kann. Neben dem CSD München finden im Juli und August viele Straßenfeste mit Konzerten, Paraden, Partys, Film-Events, Kultur- und Showbühnen statt. Empfehlenswert sind auch der Besuch des „Gay Sunday“ auf dem legendären Oktoberfest, der während der „Rosa Wiesn“ traditionell am ersten Festsonntag in der Bräurosl steigt. Nach dem Motto „A bisserl Leder braucht a jeder!“ wird auch der Rosl Montag am ersten Wiesn-Montag zum Treffpunkt der Szene. Die Prosecco-Wiesn in der Fischer-Vroni findet hingegen am zweiten Montag des Oktoberfestes statt – Reservierung nötig! Als schwuler Wiesnausklang dient ein Abstecher ins Schottenhamel an der Küchenzeile.

Auch im Fasching wird gefeiert! Zum Beispiel am Rosenmontag beim größten schwulen Faschingsball oder am Faschingsdienstag auf dem Viktualienmarkt. Szene-Treffs sind zudem das „Queer Film Festival“ und die bunten Feste in der Hans-Sachs-Straße, wo im August auf den Straßen getanzt und gefeiert wird. Ein weiteres Highlight: der „Weihnachtsmarkt Pink Christmas“. Neben Glühwein gibt es hier Schlagershows, Travestie und Prosecco.

 

Nicht alltägliche Treffpunkte

Ungezwungen andere Singles kennenlernen kann man(n) jeden ersten und dritten Freitag im Monat beim „Schwuhplattlern“. Dann lädt der weltweit erste homosexuelle Plattlerverein zum Proben ein. Modern und weltoffen präsentiert sich jeden zweiten Sonntag auch die katholische Kirche, beim queeren Gottsdienst in der St. Paul-Kirche, gleich bei der Theresienwiese./

 

Glockenbachviertel – Hot-Spot des schwulen Lebens

Wer zwischen den Event-Highlights auf der Suche nach einem Flirt oder auch der Liebe ist, dem sei vor allem das Glockenbachviertel empfohlen. Hier konzentriert sich das schwule Leben der Stadt. Das einstige Rotlicht- und heutige Szeneviertel gehört zum Münchner Stadtbezirk 11, auch Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt genannt, der sich von der Fraunhoferstraße entlang der Isar bis zur Braunauer Eisenbahnbrücke erstreckt. In der Reichenbachstraße steht unter anderem das berühmt-berüchtigte Szenelokal und Hotel „Deutsche Eiche“, das in den 1970er-Jahren zur Legende wurde, als Fassbinder samt Entourage hier Einzug hielt. Dort kann man(n) nicht nur essen, sondern auch in Deutschlands größter Männersauna schwitzen (beste Zeit: Sonntagnachmittag) oder auf der schönen Dachterrasse relaxen. Ein etwas inoffiziellerer Treffpunkt ist hingegen das von Wolfgang Tillmans geschaffene AIDS-Memorial am Sendlinger-Tor-Platz. Und wer als Rahmen für Dates zeitgenössische, schwule Kunst bevorzugt, begibt sich in die „Galerie Kunstbehandlung“.

 

Queere Orte, buntes Nachtleben

Im Glockenbachviertel ist auch abends und nachts einiges los, auch wenn die Zahl expliziter Gay-Treffs im Vergleich zu den 1980er und 1990er-Jahren abgenommen hat. In den vom Publikum her meist gemischten Bars und Clubs gilt aber allgemein der Mittwoch als „schwuler Tag“. Vorglühen lässt es sich etwa im „Kraftwerk“ an der Ecke Müllerstraße und Thalkirchner Straße oder in der nahegelegenen „Ksar Bar“. Wer etwas älter ist, fühlt sich sicher in der reinen Gay-Bar „Café Nil“ wohl oder im „Edelheiss“ – bayerische Trachten inklusive. Zur schwulen Afterhour ab 18 Uhr lädt die „Aroma Kaffeebar“ am ersten Dienstag jeden Monats ein. Danach geht’s zum Tanzen und Flirten weiter: zum Beispiel in den schrillen „Club Proessco“ oder den Technoclub „Blitz Music Club“ auf der Insel des Deutschen Museums. Insbesondere während der „Playground“- und „Cruise“-Nächte trifft sich hier die Szene.

Der Hot Spot der Community ist aber sicher das „Harry Klein“, bekannt für seine Drag-Queen-Shows und die schwule Party „Garry Klein“, die immer mittwochs steigt. Die größten Gay-Partys fallen aber unter die Eventreihe „Jenny tanzt“. Sie findet alle paar Wochen entweder in der Isarpost oder im Oberangertheater statt. Und nicht unerwähnt bleiben sollte auch der „NY Club“, in dem schon Freddie Mercury tanzte. Apropos Freddie: Zu Gast war er auch gern im „Ochsengarten“, einer der ersten Lederbars Deutschlands, die es noch heute gibt. Und direkt nebenan findet sich mit dem „Camp“ auch Münchens größter Darkroom. Zum After-Hour-Dating geht’s dann bei House und Techno ins „Pimpernel“.

 

Flirten unter freiem Himmel

Wer lieber in der Natur unterwegs ist, um andere Singles zu treffen, dem sei der Englische Garten ans Herz gelegt. Im südlichen Teil des Parks lädt der Eisbach zum Cruising ein. Und natürlich kann man(n) auch in einem der zahlreichen Biergärten Kontakte knüpfen, bei einer Maß Bier zum Beispiel. Im Sommer findet (man)n auch schnell Anschluss beim Baden oder FKK-Sonnen beim Flaucher auf Gay Island. Die Insel ist vom Flauchersteg aus gut zu erreichen, man(n) muss nur ein bisschen waten. Aber besser nasse als kalte Füße, wenn’s um die Liebe geht!

Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/fu%c3%9fballstadion-stadion-arena-7160635/
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